Jeden Monat gibt es in unserem Newsletter Tipps für einen gelungenen Auftritt. Aus aktuellem Anlass und da Kurt Aeschbacher beim letzten Seminar als Coach dabei war, heute seine 7 Tipps für Moderatoren.
1. Du bist die Bühne, nicht der Star
Wenn es dir nur darum geht auf der Bühne zu stehen und dich zu präsentieren, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit kein guter Moderator aus dir. Denn dann stehst du dir selber im Weg genügend Kapazitäten zu haben, um zu merken, was um dich herum passiert: Beim anderen Menschen, den du interviewst, aber auch im Saal. Als Moderator bist du weder der Star noch der Inhalt, du bist die Bühne, auf der sich andere darstellen können.
2. Gib deinem Gegenüber den Raum, den er braucht
Ein guter Moderator hat echtes Interesse an anderen Menschen und spürt sehr schnell, was ihre Bedürfnisse sind und wie viel Raum sie brauchen. Jeder Mensch hat ein anderes Raumbedürfnis. Gewisse brauchen eine ganz intime Stimmung, wie bei einer Beichte. Diese Intimität kann man auch auf einer Bühne herstellen, zum Beispiel, indem man näher rückt. Andere sind Selbstdarsteller und brauchen eine Riesenbühne wo sie am liebsten gleich einen doppelten Salto machen würden. Dann ist es dein Job als Moderator einen Schritt zurück zu treten und ihnen diesen Platz zu geben.
3. Unterschätze die Vorbereitung nicht
Kurt sagt gerne: “Ein Zauberer kann keinen Hasen aus dem Ärmel zaubern, wenn er ihn vorher nicht dorthin getan hat.” Auf den Moderatoren übertragen heisst das: Er muss das Wissen über sein Gegenüber im Kopf haben. Wenn du also jemanden zu einem Thema interviewst, recherchiere zuvor: Was erfahren wir von dieser Person zu diesem Thema und was kann ich noch über sie persönlich herausfinden? Bei der Talk-Sendung “Aeschbacher” hatte Kurt ein Team, das ganze Dossiers zu seinen Gästen vorbereitete. Kurts Herausforderung war es dann, all diese Informationen in seinen Kopf so zu speichern, dass er sie beim Interview jederzeit abrufen und er auch spontan auf Aussagen reagieren konnte. Der grösste Fehler sei zu denken, es ginge irgendwie von selbst. “Das ist, wie wenn ein Eiskunstläufer auf einem millimeterdicken Eisfeld denkt, er könne eine Pirouette machen. Das Eis wird einbrechen.”
4. Wirf die Moderationskarten weg
“Begegnungen sind nur dann ehrlich, authentisch und spontan, wenn man nicht mit einem Zettel vor dem Gesicht einem anderen Menschen begegnet.”
Kurt fragt sich während der Vorbereitung zu einem Interview jeweils: “Wie sieht diese Person als Baum aus? Ist sie z.B. eine Pappel, schmal und hoch oder ist sie eine knorrige Kiefer? Was für Äste hat sie und mit welchen Fragen schaffe ich es in der vorgegebenen Zeit diese Person zu zeichnen?” Kurt zeichnet jeweils einen Baum mit Fragen anstatt Ästen und dann, als Ritual, wirft er die Zeichnung vor dem Auftritt weg, so dass er den Menschen frei begegnen kann. “Wir haben genau 10 Sekunden bei der ersten Begegnung, um eine Beziehung zu etablieren und dies geht nur mit Augenkontakt. Wenn ich auf Moderationskarten schauen muss, ist es vorbei.”
5. Führe durch Augenkontakt
Der Moderator ist der Chef und er muss das Gespräch ganz klar führen können. Auch hier ist der Augenkontakt essentiell. “Indem du deinem Gast immer in die Augen schaust,” sagt Kurt, “weisst du ganz genau, was dein Gegenüber gerade fühlt, ob er zögert und ob du jetzt eingreifen musst. Getraue dich auch die unangenehmen Fragen zu stellen.”
6. Sei flexibel
Es ist eine Illusion zu denken, jede Frage werde so beantwortet, wie man es in der Recherche erwarten könnte. Es wird meistens anders sein. Ich muss also fortwährend Fragen wegwerfen und andere erfinden. Kurt fragt sich während dem Interview: Sieht man jetzt die Baumstruktur von diesem Menschen? Versteht man seine Psychologie, vielleicht seine Art Verluste zu verarbeiten, seine Hoffnungen? “Und dann muss ich den Mut haben nicht jede Frage stellen zu wollen, obwohl sie ja so eine super Frage wäre, sondern sich wieder zu besinnen: Ich bin nur Bühne, nicht der Inhalt.”
7. Steh zu deinen Fehlern
Das Publikum hat ein sehr gutes Gefühl für das, was echt ist und was nicht. Es ist sehr viel einfacher zu seinen Fehlern zu stehen und es wird einem dann auch viel schneller vergeben. Das haben viele Manager und CEOs nicht kapiert und sie versuchen ihre Fehler zu kaschieren. Die Wahrheit kommt aber immer ans Licht und man macht sich nur unglaubwürdig, wenn man sie nicht klar auf den Tisch legt.
Kurt dazu: “Ich habe in meiner Karriere so viele Fahler gemacht, aber das Publikum hat mir immer irgendwie verziehen, weil ich damit ehrlich umgegangen bin. Den Namen des Gastes zu vergessen, den man gerade ankündigt, ist ein schrecklicher Fauxpas – und es ist mir ein paar Mal passiert. Ich habe mich sofort entschuldigt und mich danach gezwungen, mich gedanklich ganz auf den Gast zu konzentrieren, anstatt an meinem Fehler festzuhängen.”
Wir sagen an dieser Stelle: Danke für Deine Ehrlichkeit und Deine Grosszügigkeit, Kurt Aeschbacher. Du bist uns allen eine Inspiration! Falls Du jetzt auch Deine Moderationskarriere starten willst, dann nix wie los. Hier bist Du schon mal richtig. Bewirb Dich und wir melden uns.
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